Nimm dir Essen mit, wir gehen ins Internet.

Ich habs verkackt. Die letzten Wochen hielt kein aufgeklappter Laptop Nachtwache an oder in meinem Bett. Nicht aufgepasst, da ging mir das Internet futsch. Klaus zog zu mir und teilte Leid. Wir teilten es mit, denn wir übten uns nicht in Abstinenz, sondern suchten Asyl. Bei Freundinnen im Helmut-Kohl-Haus. In Nachbarschaft der Unikatze, neben dem Kaffeeautomaten. Auf dem blanken Holzboden in Klaus’ altem Zimmer. Wir schlagen uns so durch. Bis morgen (heute); zwischen 12 und 16 Uhr kommt der Techniker. (Ihn mit Blütenkonfetti empfangen!) Es werden wieder Kuscheldecken zwischen unseren Bäuchen und den Lüftern unserer Babys klemmen. Es wird wieder gemütlich. Und jetzt ein bisschen bebildertes Seufzen:

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Es ginge hier auch ein Essay über Entzug, darüber, warum das hier keine Sucht ist, über Entbehrungen und ihren Zauber, über konzenriertes Arbeiten und was Badewannen damit zu tun haben, über das Internet als (begrenzte) Ressource oder als realliferäumlichen Ort, über Indieweltgehen und Inderweltsein, über Internetvideointimitäten (if you get what I mean), über das Leben mit einer Smartphoneattrappe und noch viel mehr anderen Quatsch, aber ich habe dafür keine Zeit. Ich muss Internet nachholen.

Wo ich wohne

Na gut, das ist gemogelt. Also so halb. Der Tisch steht bei “Mudda“, der Kaffee kommt aus ihrer Zaubermaschine, irgendwo dahinter ein riesen Fernseher. Da bin ich zu Besuch. Da bin ich auch zuhaus. Aber da wohn ich nicht.

Oh doch. Und wie ich da wohne. Nicht, weil ich überall mein Zeug rumliegen lasse, da schlafe und bade, oder weil ein Text von mir im Literaturhaus um die Ecke an der Stange hängt und ich das bei facebook als meine postalische Adresse angegeben habe. Ich wohn da, wo meine Computer wohnen. Das ist mein Koffer. Ich wohn da, wo mein Internet wohnt. Das ist Dach und Haus und Fenster und Herz. HOME IS WHERE THE HARD DRIVE IS. Das auch gerne geshoutet. Ich wohne im Internet. Zwischen (Daten-)Sätzen.

Ich kann die langweilige aber nette Metapher weiter ausbauen, in welchem Zimmer was steht, wie ich mich durch welchen Raum bewege (denkt an Windflattergardinen und weiße Windflatter-Empire-Kleider), was ich Gästen reiche, früher wurden beepworldseiten manchmal so eingeleitet. “Nehmt euch einen Keks *grins* und schreibt doch bitte was ins Gästebuch. Och bitte!”

Also Biblio-und Mediathek. Ich lese jeden Tag sehr viel. Eigentlich lese ich fast nur, wenn ich nicht was Kleines tippe. Ich höre Musik. Ich sehe im Internet fern, ich höre im Internet Radio. Ich sehe Filme. Auf meiner Festplatte nur das Nötigste, sie ist Rentnerin, sie hat Verstopfung, sie lahmt und sie röchelt manchmal. Deshalb das alles im Netz. Lieber streamen als downloaden, lieber Dropbox als Übermüllung.

Kann man sagen: Boah, ist das einsam. Boah, ist das zurückgezogen oder passiv. Wenn ich was lernen will (zuletzt häkeln und beatboxen), lass ich es mir von anderen zeigen, die wohnen meistens auch in Internet. Frage Leute um Hilfe und es ist leicht und ich werde beschenkt. Oder zum Lachen gebracht. Das ist das Internet, in dem ich wohne. What mostly makes it home: Ich kann sein und aussehen, wie ich will. Ich muss meinen Körper nicht auf ein Repräsentationsniveau bringen, ich kann pupsen und kopfüber im Bett liegen und Schimpfgeräusche machen UND mich gleichzeitig in Gesellschaft bewegen (parlieren, hihi) und Schubertaufführungen genießen. Ich such mir aus, mit wem ich rumhäng. Ich such mir aus, was ich mir anguck. Zum Beispiel Veranstaltungen. Wenn ich rausgeh, aus dem Haus in die Welt, dann finde ich das Zeug im Netz. Fo sure. Oder andere Sachen, die mit Kultur zu tun haben.Oder mit Möglichkeiten, Menschen zu treffen und Sachen zu lernen. Wie auch immer. Ich bin in der Welt, ich lerne die Welt, die Welt lässt sich lernen, welcome to this place that is all places & none.

Es ist kein Nachschlagewerk. Der Zauber daran, Computerlicht am Bett zu haben wie früher die Tür angelehnt und Licht im Flur, weil man schlecht schlief, ist nicht das Gadget, da könnte ich auch ein Nachttischlämpchen anlassen, oder so ein Steckdosenlicht mit Gesicht (wobei, au ja!). Das Schöne ist, zu allen Uhrzeiten Menschen nah zu wissen. Klick und Tipp und ich bin nicht allein. Egal wo ich bin. Das sind nicht andere Leute, es sind nur alle anders zusammengeknüpft als ohne Netz. Unter ihnen bin ich und bin auch da, wenn jemand weint oder den Ort des Semesterticketstempelautomaten wissen muss. Das Internet, in dem ich wohne, ist mehr als ein Ort. Ist kein Ort. Ist eine Idee einer Gesellschaft.

I’m a netizen. Denn eigentlich wohne ich überall.